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Hamburg wird wohl niemand als Stadt der Tracht bezeichnen. Historische Trachten werden hier kaum getragen und selbst zu offiziellen Anlässen nehmen Trachtengruppen oder Volkstanzvereine kaum eine großartige Bedeutung ein. Doch auch in Hamburg hat traditionelle Kleidung eine Geschichte oder eigentlich mehrere…
Vierlande bezeichnet ein knapp 80 Quadratkilometer großes Areal im Hamburger Stadtbezirk Bergedorf. Die Bezeichnung lässt sich auf das Jahr 1556 zurückführen und bezeichnet die Kirchspiele Neuengamme, Altengamme, Kirchwerder und Curslack. Die Bauern versorgten die Städter regelmäßig mit frischem Gemüse. Die aufwendige Tracht der Vierländer Bauern zählt zu den bekanntesten in Deutschland. Die Tracht entwickelte sich Mitte des 18. Jahrhunderts und hatte bis in das 20. Jahrhundert hinein weithin regionalen Bestand. Aus der bunten Tracht konnten Einheimische viele Dinge ableiten, etwa den Familienstand, den Wohnort, die finanziellen Mittel oder den Anlass. Filigrane Stickereien und auffällige Silberknöpfe zeugten vom Wohlstand der Bauern. Die Frauen trugen einen weit schwingenden Wollrock, eine weiße Bluse und darüber die mit reichen Stickereien versehene Weste. Auch die Brustschnalle, welche das Halstuch hält und ein um die Taille gebundener Gürtel sind reich verziert. Auffällig zeigt sich auch der Kopfschmuck. Über einer Kappe wird ein großer geflochtener Rispengrashut gebunden. Männer trugen zu einem weißen Hemd und einer Weste mit Silberknöpfen eine dicke Jacke, eine schwarze Klappenhose und weinrote Strümpfe.
Die Tracht der Fischer war weniger ein Prestigeobjekt, sie hatte praktischen Nutzen zu erfüllen und durfte die Menschen bei ihrer Arbeit nicht behindern. Der rote Wollrock reichte bis zu den Waden. Dazu wurden eine weiße Bluse und eine weiße Leinenschürze getragen. Über der Bluse wurde ein Leibchen getragen und auch eine einfache Baumwollhaube zählte zur Tracht. Ruhte die Arbeit und stand der Kirchgang an, dann wurde die Sonntagstracht angelegt. Ein dunkelblauer Wollrock und eine reich verzierte Jacke aus dem selben Stoff zählten dazu. Die Hauben bestanden aus Brokatstoff und an den Jackenärmeln durften die Silberknöpfe nicht fehlen, welche für den finanziellen Wohlstand der Trägerinnen standen. Noch etwas aufwendiger präsentierte sich die Festtagstracht, die aus handgewebtem Wollstoff bestand. Für die Männer gestaltete sich das Anlegen der Tracht weniger aufwendig. Sie waren mit einem weißen Leinenhemd, einem bunten Baumwolltuch, eine schwarzen samtenen Kniebundhose und weißen Wollstrümpfen zu jedem Anlass passend gekleidet. Lediglich an den Westen unterschied man Alltags- Sonntags- und Festtagstracht.